Die Katastralgemeinde Niederfellabrunn

Die Katastralgemeinde Niederfellabrunn liegt nördlich der Marktgemeinde Niederhollabrunn und wurde einst, wie diese, ebenfalls als Längsangerdorf angelegt, das eine der ältesten Siedlungsformen in Niederösterreich ist.

Der Ort wird aufgrund der Funde aus der Altsteinzeit in den alten Verkehrsweg von Stockerau nach Oberleis eingereiht, zu dem auch Niederhollabrunn gehört.

Der Name des Ortes könnte sich fogendermaßen erklären lassen: Es gab und gibt auch noch viele Felbern in der Gegend. Das Wort kommt aus dem mittelhochdeutschen "velwer" und bedeutet Weide. Der zweite Teil -brunnen deutet damals auf trinkbares Wasser bzw. eine Quelle hin, ebenso wie in Niederhollabrunn. Es gibt viele verschiedene Schreibweisen: 1115/20 als Weluarenbrunnen, später Velarbrunnen, Vaelaerbrunnen, Velabrunne, Nidern Velebrunne, Nidern Veabrun unterm Praunsberg.....

Schon im 11. Jahrhundert dürfte der Ort vorhanden gewesen sein. Es gab auch ein gleichnamiges Adelsgeschlecht. Anfang des 12. Jahrhunderts wurden in Urkunden des Klosterneuburger Saalbuches Udelscalus de Weluarenbrunnen und Perchtolt von Velabrunne als Zeugen genannt. Zur selben Zeit gab es einen Gotefrit von Velarbrunnen; als Zeuge schien später ein Heinrich de Vellebrunn auf. Ulrich der Vellabrunner wurde sehr oft als Zeuge in Urkunden erwähnt. Aus der Ehe Ulrichs mit Kunigunde von Senstain (Schauenstein am Kamp) entsprossen nebst einer Tochter Margaretha, die seit 1336 mit Hans Ebendorfer von Haselbach verheiratet war, auch zwei Söhne: Meinhard und Ulrich II., die Velebruner. Ulrich II. war dann - wahrscheinlich durch seine Heirat - 1347 Schaunberg'scher Burgherr zu Ernstbrunn. Drei Kinder von Ulrich II. sind bekannt: Eine Tochter Christein und zwei Söhne, Ulreich III. und Albrecht. Ob jene Agnes von Velebrunn, die um die Mitte des 15. Jahrhunderts als Ehefrau Georgs III. von Enzersdorf zu finden war, eine Tochter oder Enkelin Ulreichs oder Albrechts war, ist nicht bekannt. Auch die Verwandtschaftsverhältnisse aller weiteren Velabrunner sind ungeklärt. Der Stamm dürfte jedenfalls bald erloschen sein. Das Siegelwappen des Ulrich I. Vellabrunner hat Hanthaler aufbewahrt: Der Schild ist viermal senkrecht gespalten, im 1., 3. und 5. Feld sind je drei Rauten untereinander, das 2. und 4. Feld ist leer. Die Umschrift lautet: S Ulrici de Velaprun.

Der Hauptbesitzer des Dorfes war der Landesfürst, aber auch Inhaber der Grafschaft Hardegg und der Herrschaft Seefeld waren hier begütert. Auf den Landesfürsten ging sicher das Gut zurück, das Ulrich von Merkenstein 1254 an das Johanniterkloster Mailberg verkaufte; ebenso das Lehen, das Frau von Chirchling vor 1258 an Klosterneuburg schenkte; die zwei Bauernhöfe, die Heinrich von Chirchling 1311 dem Herzog Friedrich überließ; das Gut, das Friedrich Chirchling 1313 nach Göttweig widmete und die durch Albrecht von Wildeck 1357 veräußerte Hofstatt.

Auch die Abtei Heiligenkreuz erhielt Gülten in der Höhe eines Talentes, gelegen zu "Velhebrunne", und zwar 1279 von Conrad von Burgdorf (Purtorf). Für die Annahme, dass unter diesem Velhebrunne Niederfellabrunn zu verstehen ist, spricht beweisend der Name des ersten Zeugen, des Klosterneuburger Canonicus Otto von Praunsperch. Im Jahr 1285 wurden dem Convent zu Mauerberg Gülten auch in Vellebrunne verkauft. Andere Einkünfte in der Höhe eines Talentes besaß Albero von Michelstetten, dessen Tochter Margaretha dieselben an das Kloster Göttweig weitergab. Die Vogtei über diese Besitzungen wurde 1308 dem Ulrich Fellabrunner übergeben. Auch die Schottenabtei erhielt Lehen in Niederfellabrunn. Das Karmeliterkloster hatte um die gleiche Zeit Besitz da.

1393 wurde erstmals Marktrecht in Niederfellabrunn erwähnt. 1456 gab König Ladislaus dem Jörg von Eckartsau das Marktrecht zu Lehen. Genaueres zum Marktrecht wird in einem eigenen Kapitel berichtet.

Am 15. September 1440 verkaufte der damalige Bürgermeister von Wien, Hans Steger, Ritter, dem Convent des Gotteshauses St. Dorothea in Wien ein Pfund Pfenning Gelds, gelegen zu Nieder-Fellabrunn unterm Praunsberg auf einem halben Lehen. Die Schotten gingen am 17. Juli 1469 ein Tauschgeschäft ein, in welchem sie Stephan Eitzinger die Gülten gaben.

Marktrechte hatten unter anderen die Floit (Floyt), die Dechsenpeckhe, Jörg Reydeckers Tochter und Georg von Eckartsau. Nach Eckartsau erhielt Willhelm von Rogendorf, und zwar vom König Maximilian als Landesfürsten, laut königlichem Lehenbrief vom 20. Februar 1506 alle Eckartsau'schen Besitzungen. Eckartsau war nämlich ohne Erben geblieben.

Als Herrschaft führte Niederfellabrunn die Bezeichnung Praunsberg nach dem Namen des Schlosses östlich vom Ort. Praunsberg und Niederfellabrunn waren so eng verknüpft, dass bisher noch nicht geklärt werden konnte, seit welcher Zeit die beiden eine Herrschaft bildeten. Um 1580 entstand das Landgericht Praunsberg.

1542 folgte dem Rogendorfer die Herrschaft Ernstbrunn. 1554 hatte Göllersdorf drei Halblehen.

Aus dem 17. Jahrhundert stammt das Schloss, das heute noch in der Ortsmitte von Niederfellabrunn steht. Schon 1678 - also vor der Dorfkapelle - bestand im Schloss ein Oratorium, in dem Gottesdienste abgehalten wurden. Das Schloss soll früher eine romanische Wasserburg gewesen sein. Es hat heute drei große Flügel und zwei (ehemals drei) Türmchen. Vom alten Schloss Praunsberg ist nichts mehr erhalten.

1732 gingen dann die Ernstbrunner Häuser an die 1816 wieder selbstständig gewordene Herrschaft Streitdorf über. Den Hauptteil vom Lehensgut hatte die Herrschaft Maissau inne, deren örtlicher Verwaltungssitz vor 1500 vom Praunsberg in das Dorf gekommen war.

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Als Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit und der abgehaltenen Banntaidinge steht in Niederfellabrunn ein Pranger, der die Jahreszahlen 1716 und 1846 trägt. Die Kapelle im Ort wurde der Heiligen Rosalia gewidmet. 1731 wurde die Johann Nepomuk-Statue am Ortseingang, gegenüber dem heutigen Kriegerdenkmal, aufgestellt. Der Heilige Nepomuk ist der Schutzpatron der Brücken; er steht auch bei einer kleinen Brücke.

Der Maissauer Besitz, Herrschaft Praunsberg genannt, wurde 1772 Eigentum der Grafen Wilczek. Bis 1849 gehörte Niederfellabrunn zum Landgericht Praunsberg. Josef Maria Graf von Wilczek verleibte die Herrschaft der nahen Herrschaft Kreuzenstein ein.

Niederfellabrunn wurde 1834 in der "Darstellung des Erzherzogtums Österreich unter der Enns" folgendermaßen geschildert: Grundherrschaften zu dieser Zeit waren das Stift Klosterneuburg, Leobendorf, Gnadendorf, Hausleiten, Kirche Niederhollabrunn, Mailberg, Michelberg und Praunsberg. Praunsberg hatte zugleich Orts- und Conscriptionsobrigkeit. Der Markt hatte Kirche und Schule in Niederhollabrunn. Wenige Häuser waren mit Schindeln gedeckt. Das Schloss und eine Mahlmühle (Hofmann-Mühle) sowie der Pranger wurden als bemerkenswert bezeichnet. Die Marktgemeinde war berechtigt, alljährlich drei Märkte abzuhalten. Es bestand ein Armen-Institut. Das Dorf hatte 129 Familien, 47 Schulkinder; 640 Schafe, 48 Pferde, 131 Kühe.

1781 erbte Josef Marias Sohn Franz Josef, 1834 dessen Sohn Stanislaus und 1847 der Sohn Hans das Eigentum Wilczek's. Hans hatte den hallstattzeitlichen Tumulus bei Niederfellabrunn untersucht, dies war aber leider ohne nennenswerte Ergebnisse.

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Vor 1900 kaufte ein Fabrikant in Stockerau, Himmelbauer, das Gut. 1967 kaufte dann die Familie Rosskopf von den Erben Himmelbauers das Schloss und führte umfangreiche Renovierungen durch. Derzeit ist es im Eigentum dieser Familie und wird auch im Sommerhalbjahr für öffentliche Kammermusikkonzerte verwendet.

Ansichtskarten aus der Zeit um 1900 können Sie hier anschauen.